In Biberach befindet sich das Weißgerberwalk, das heute ein Denkmal ist.
Unter dem Gerben versteht man die Verarbeitung von Tierhäuten zu Leder. Eine andere Bezeichnung dafür ist das Loher oder Löher. Schon die Neandertaler gerbten die Tierhäute, um sie zu nutzen. Was heute die chemische Industrie vollzieht, war noch bis ins späte Mittelalter die Aufgabe von Gerbern. Diese Aufgabe war mit ätzenden Materialien und Gestank verbunden, was diese Tätigkeit wenig beliebt machte. Dennoch hat in Biberach an der Riß eine traditionelle Gerberei überlebt.
In Biberach ist die Rot-Gerberei 1399 urkundlich vermerkt worden und die Weißgerberei ist in Biberach schon seit 1280 ansässig. Das Gerberviertel lag in der Nähe des Ehinger Tors, da dort genügend Wasser vorrätig war. Die Gerberstraße war dort, wo heute der alte Postplatz ist. Den Bleicher- und Gerberbach gibt es aber noch.
Für das Rotgerben (hartes Leder vom Rind) nutzt man Rinde von Eichen oder Fichten, woher das Wort Lohe entlehnt ist. Die Weißgerberei (dünnes Leder von Kalb oder Schaf) bedient sich Kalium- oder Aluminiumsulfat. Eine besondere Form der Weißgerber sind die Sämischgerber, die Hirschhäute mit Fischtran herstellen. Es war eine eigene Zunft, was im Mittelalter eine hohe Bedeutung hatte. Auch die Weber waren in der Stadt eine wichtige Zunft. Eine Zunftordnung der Gerber stammte von 1575.
Es gab offenbar auch Streitigkeiten mit den Mühlen um die Wassernutzung, die bereits im 15. Jahrhundert per richterlichem Erlass gelöst wurde. 1505 wurden auch etliche Gerber der Stadt namentlich erwähnt. Die Mühle zerkleinerte auch die Rinde für die Gerbprozesse. Dafür wurde er auch entlohnt. Die Zunftordnung von 1575 gab genaue Auskunft, wie die Rinde zu gerben ist.
Über die Jahre mehrten sich die Betriebe, wobei es einen Rückgang während des Dreißigjährigen Krieges gab. Im 18. Jahrhundert zählte die Stadt 45 Gerbermeister, wobei es ungefähr gleich viele Weiß- wie Rotgerber gab. 1716 gründeten die Weißgerber eine eigene Zunft. Doch es wurden immer mehr, sodass einige die Stadt verlassen mussten. Wobei sich das Geschäftsmodell sich überholt hatte. 1830 gab es nur mehr neun und 1928 nur noch fünf Gerbermeister in Biberach. Zwei Betriebe trugen den Namen Kolesch.
Die im Foto abgebildete Weißgerberwalk wurde 1699 erbaut. Dort wurden die Häute gewalkt und das Haus ist ein Denkmal.
Die Gerberei Kolesch in Biberach an der Riß ist die letzte ihrer Art in Deutschland. Man spricht dabei von der Altsämischgerberei. Diese Gerberei wurde 1723 gegründet und ist bis heute ein Familienbetrieb. Neun Generationen haben das Leder gegerbt, wobei man sich auf das Hirschleder spezialisiert hat. Neben Leder stellt man hier auch Pelze mit einer Gerbung her.
Der Begriff Sämischgerbung stammt von dem niederländischen Wort Semie, was sehr weich bedeutet. Die Hirschhaut wird dafür in Salz eingelegt und gewässert. Nach einigen Wochen Trocknung werden die Häute enthaart und aufgehängt. Danach wird die Ware in den sogenannten Äscher gegeben und weiter verfeinert. Je länger, desto weicher wird das Leder.
Danach wird der Kalk durch den Bach entfernt und anschließend muss das Wasser per Walken entfernt werden. Erst dann beginnt der eigentliche Gerbvorgang. Dabei benutzt man das Fettöl des Dorsches (Dorschtran), das in die Ware gehämmert wird. In der Weißgerberwalk kann der Prozess begutachtet werden. Dieser Vorgang wird des Öfteren wiederholt und danach muss das Leder noch weich gemacht werden.
Nach rund 50 Arbeitsschritten und einem Jahr erhält man das qualitativ hochwertige Leder. Die Gerberei Kolesch macht daraus Lederhosen, Jacken, Felle und dererlei mehr.
Der Betrieb der Gerberei Kolesch befindet sich in der Bleicherstraße 3/2 in Biberach. Die Weißgerberwalk in der Ehinger Straße kann besichtigt werden.
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