Die Gemeinde Wilhelmsdorf entstand im 19. Jahrhundert durch eine evangelische Strömung.
An der Grenze der Landkreise Ravensburg und Sigmaringen liegt die Gemeinde Wilhelmsdorf. Es ist eine Neusiedlung südöstlich des Pfrungener Rieds und ein schöner Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderwege, sei es durch das Ried oder hinauf auf den Höchsten. Informationen zu diesem schönen Wanderweg findet man hier.
Anders als die meisten Städte und Gemeinden in Oberschwaben wurde Wilhelmsdorf erst im 19. Jahrhundert vom Reißbrett gegründet. Genaugenommen in den Jahren 1823 und 1824. Die Gründer waren evangelische Christen: eine sogenannte pietistische Brüdergemeinde aus Korntal, nördlich von Stuttgart.
Derart steht im Zentrum der geplanten Siedlung eine Kirche, der sogenannte Betsaal. Der Namensgeber des Ortes, der damalige König von Württemberg, Wilhelm I., spendete der Bruderschaft das Siedlungsland. Ursprünglich sollte die Kolonie bei Stuttgart entstehen, was der König wegen einer Machtkonzentration ablehnte.
Der Pietismus kann als Gegenaufklärung zur Romantik gezählt werden. Sie wählten ihre religiösen Bedingungen selbst. Später formte sich die Idee, den Menschen mit geistiger Behinderung zu helfen. Daher finden sich in Wilhelmsdorf zahlreiche Integrationsstätten. Im Jahr 1830 entstand eine Kinderrettungsanstalt, fünf Jahre später das Rettungshaus für Mädchen und 1837 eine Taubstummenanstalt und eine Besserungsanstalt für entlassene weibliche Strafgefangene. 1856 entstand ein Mädcheninstitut, ein Jahr später ein Jungenpensionat und 1906 eine Heilstätte für Alkoholiker in der Haslachmühle bei Hasenweiler.
Die Erlaubnis der Landnahme hing mit einer Auswanderungswelle zusammen, die man verhindern wollte. Das Land erlebte wegen der sogenannten Koalitionskriege ein Ausdünnen der Bevölkerung.
Die ersten Siedlungstätigkeiten begannen 1824 mit dem Trockenlegen des Rieds. Die erbauten 16 Häuser um den zentralen Betsaal verfügten dem brüderlichen Gleichheitsgedanken folgend nur über eine Etage. Vier Straßen in Kreuzform nach Korntal ausgerichtet, zerschneiden die Gemeinde.
Doch wegen Unerfahrenheit und fehlenden finanziellen Mitteln war die Bruderschaft über Jahre von den finanziellen Leistungen des Königs abhängig. Letztlich drohte das Projekt an der Entwässerung und einem wirtschaftlichen Untergang zu scheitern.
Dem begegnete man mit einer Reduzierung der Bevölkerung um ein Drittel und Spenden von Gläubigen. Damit gelang es der Gemeinde, über die Runden zu kommen. Nicht zuletzt finanzierten die katholischen Gemeinden in der Nähe Kredite für das verarmte und wirtschaftlich niederliegende Wilhelmsdorf, das von den eigenen Agrarerträgen kaum Leben konnte.
Im Jahr 1850 wurde Wilhelmsdorf zu einer eigenen Gemeinde, das dem Oberamt Ravensburg unterstand. 1973 wurde Wilhelmsdorf, mit Esenhausen, Pfrungen und Zußdorf zusammengelegt.
Während der schlimmen Jahre der faschistischen Herrschaft wurden aus Wilhelmsdorf Menschen deportiert und wurden wegen ihrer Behinderung getötet. Im März 1941 wurden 19 Personen trotz des Widerstands der Anstaltsleitung, namentlich Heinrich Herman, deportiert. Zwei Frauen wurden vom Personal versteckt, doch auch sie wurde mitgenommen. Von den 19 Personen überlebte nur Ernst Weiß die Hinrichtung in Hadamar bei Limburg.
An der Straßenführung und der zentralen Lage der Kirche lässt sich die Planung der Siedlung erkennen. Die Kirche wurde 1828 fertiggestellt und ist für evangelische Gläubige. Katholiken gingen nach Zußdorf zu Messe.
Im Inneren befindet sich ein überdimensioniertes Kruzifix aus Lindenholz von 1928. Es wurde zur 100 Jahr-Feier von einem Unbekannten gestiftet. Es ist vom Künstler Belin aus Stuttgart geschaffen worden. Das Vorgängerkreuz hatte eine Dornenkrone als Siegeskranz.
Das Lamm auf dem Dach, ein Symbol der Herrnhuter Brüdergemeinde, findet sich auch noch mal auf dem Altartuch. Des Weiteren kann man vier Posaunenengel auf dem Dach ausmachen, die an die Apokalypse in der Offenbarung des Johannes erinnern.
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